Eintausend kampfbereite Arbeiter in Köpenick

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16. März 1920

Am 16. März 1920 wurde in Köpenick im Lokal Fuchs , Alter Markt 3 ,Vertretern der Arbeiterparteien USPD und KPD  das »Sozialistische Verteidigungskomitee« gegründet. Vorsitzender wurde der Stadtverordnete Alexander Futran (42), Ingenieur, ( USPD ). Miltärischer Führer war der Stadtverordnete Alfred Rebe ( KPD ). Der Wirkungsbereich des Komitees reichte weit über Köpenick hinaus, er betraf den Südosten im Vorfeld von Berlin .Ungefähr 1000 Kämpfer umfasste Futrans Streitmacht. Es wurden Kampfgruppen gebildet , die Zugänge zur Stadt verbarrikadiert und der Schutz der städtischen Lebensmittellager gewährleistet.

Als Führer dieser Kampfgruppen sind überliefert: für Grünau Otto Pfeiffer ; für Friedrichshagen Willy Mundt ; für Erkner Göring ; für Woltersdorf Eikendorf ; für Kietzer und Köllnische Vorstadt Alfred Rebe ; für Köpenick- Nord Karl Fischer .

Der Zustrom zu den bewaffneten Kräften war so groß, daß in der Gaststätte Scheer am Köllnischen Platz (dort befindet sich heute ein Parkplatz) ein Rekrutierungsbüro unter Leitung von Richard Schulz (USPD) eingerichtet wurde. Von dort aus wurden die Kämpfer auf die einzelnen Wachen verteilt.

Eine befand sich in der Schule in der Glienicker Straße, die u. a. die Bewachung der Getreidemühle Bion in der Grünauer Straße zur Aufgabe hatte. Eine weitere Wache befand sich in der Schule in der Borgmannstraße. Insgesamt bestand Futrans Streitmacht aus ca. 1000 Bewaffneten. An Bewaffnung standen zur Verfügung ca. 15 leichte Maschinengewehre, 10 schwere Maschinengewehre, 1050 Karabiner, ca. 100 Pistolen, 2 Flammenwerfer und zwei Minenwerfer. Die unruhigen Tage waren begleitet von Kundgebungen auf dem Friedrich-Wilhelm- Platz (heute Futranplatz).

Es gab auch einzelne Auseinandersetzungen zwischen Arbeitern und Angehörigen der Reichswehr und Booten des noch vom Kriege her militärisch organisierten Wasserschutzes. Da nicht ersichtlich war, ob die Uniformierten zu Kapp standen oder nicht, wurden sie entwaffnet und ins Polizeigefängnis gebracht, welches sich damals noch im Rathaus befand. Später wurden dann die mittlerweile 35 Gefangenen ins Amtsgerichtsgefängnis überführt. Dabei mußten die Gefangenen besonders vor den Übergriffen aufgebrachter Frauen geschützt werden.

Angaben nach: Gerd Lüdersdorf – in Neues Deutschland , 20.3.1010 – und ebenfalls Gerd Lüdersdorf , Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 3/2000 , auf Luise-Berlin.de