Die Arbeiter in Hagen bewaffnen sich

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14. März 1920

,,Gemeinsame Aktion. Nach der Riesenversammlung auf der Springe herrschte bis in die späten Nachmittagsstunden Ruhe. Um 5 Uhr begaben sich die Abgesandten der Gewerkschaften und sozialistischen Parteien zum Polizeiinspektor, um die versprochenen Gewehre in Empfang zu nehmen. Nach Bekanntgabe eines eingelaufenen Telegramms des Wehrkreiskommandeurs Watter , das die Ausgabe von Waffen verbot, einigte man sich darauf, die Gewehrschlösser einstweilen dem Arbeiterrat zu übergeben bis sich die Massen entschieden hätten. Bald darauf zog eine ungeheure Menschenmenge vor das Rathaus und erzwang die Auslieferung aller Waffen.

Bereits am 13. und 14. März 1920 hatten die Arbeiter von Hagen die Bewaffnung gefordert. Aus den Waffenbeständen der Stadt mußten 160 Gewehre ausgegeben werden, außerdem wurden die Feuerwache und die Fabrikwehr der Akkumulatorenfabrik entwaffnet. Auch die Arbeiter aus Haspe , Hohenlimburg , Gevelsberg , Nachrodt , Gummersbach , Herdecke , Vorhalle und vom oberen Volmetal hatten sich bewaffnet und eilten den Hagener Arbeitern zu Hilfe.  Am 16. März 1920 befanden sich 1500 bewaffnete Arbeiter in Hagen. (Vgl. DZA Potsdam, Rk. u. Stk. Severing, Nr. 8, BI. 71.

Währenddessen berieten die Führer der 3 sozialistischen Parteien über die Grundlagen gemeinsamen Vorgehens. Als Ergebnis veröffentlichten sie folgenden Aufruf an die Gesamt-Arbeiter-, Angestellten- und Beamtenschaft des Kreises Hagen – Schwelm :

Nachdem durch einen vorläufig gelungenen Putsch in Berlin es der Reaktion gelungen ist, eine gegenrevolutionäre Regierung aufzurichten, verpflichten sich die sozialistischen Parteien von Hagen-Schwelm, den Kampf gegen die neugebildete Kapp-Regierung mit allen Kräften geschlossen aufzunehmen. Dieser einheitliche Kampf ist zu führen zur Erringung der politischen Macht! Ziel ist die Herrschaft der Hand- und Kopfarbeiter im Gegensatz zur Diktatur des Kapitals, bis zum Siege des Sozialismus. Grundlage des sozialistischen Aufbaues ist das Rätesystem. ( Hagen, den 14. März — Der Vorstand der SPD Der Vorstand der USPD Der Vorstand der KPD .)

 

KPD, USPD und SPD bildeten einen gemeinsamen Aktionsausschuß, dem später noch die DDP , Zentrum und Vertreter der Gewerkschaften beitraten. Die Leitung der Arbeiterwehr lag in Händen von KPD und USPD , die den Kampf gegen die militaristische Konterrevolution in Dortmund , Essen , Elberfeld , Barmen und Remscheid vorbereiteten. Die in Haspe , Wetter , Vorhalle , Volmarstedt und Boele gebildeten Aktionsausschüsse unterstanden der Zentralleitung in Hagen , die zum Zentrum des Kampfes im westlichen Teil des Industriegebiets wurde. (Vgl.hierzu StaatsA Münster, Reg. Arnsberg, 1 Ba Nr. 336, BI. 61, 23.)

Quelle:  Die Hagener ,, Neue Freie Presse “ über die ersten Kampfmaßnahmen der drei Arbeiterparteien des Bezirks Hagen-Schwelm gegen den Putsch , Hagen, 15. März 1920. Neue Freie Presse, Hagen, 15. März 1920. , in: Arbeitereinheit rettet die Republik (1970)