Verhaftungen und Belagerungszustand in Halle

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16. März 1920

Am Dienstag, dem 16. März 1920 , wurden in aller Frühe die Redakteure des ,,Volksblattes“    ( in Halle )  Hennig , Bock , Kasparek und Scholem verhaftet, die Redaktion und das Gewerkschaftshaus militärisch besetzt. Femer wurden verhaftet die Genossen Hildebrandt , Osterburg , Bowitzky und von der KPD Tominsky , sodann die Demokraten Dr. Schreiber und Redakteur Helms . Die Verhaftung des Abgeordneten Gen. Hennig und des Demokraten Dr. Schreiber durch eine Anordnung des Polizeidirektors Könnemann war ein offener Verfassungsbruch, und es wird noch zu klären sein, wieweit auch Oberbürgermeister Rive dafür verantwortlich ist.

Von Czettritz , dem Inhaber der militärischen Gewalt, wurde der Ausnahmezustand proklamiert. Nachmittags wurde der westliche Teil des Marktplatzes abgesperrt. Vor dem Siegesdenkmal prangte eine Tafel: ,,Das Betreten des Marktes ist verboten. Zuwiderhandelnde werden erschossen.“

Die Panzerautos hatten wohl Lunte gerochen, daß die Regierung Kapp wackelt und deshalb aus Vorsicht die schwarz-weiß-roten Fahnen eingezogen. Von starken, bis an die Zähne bewaffneten Patrouillen begleitet ,,verkündeten“ am Abend Offiziere unter Trommelklang den verschärften Belagerungszustand. Das Betreten der Straße von nachts 10 Uhr bis morgens 4 Uhr wurde verboten. Noch spät am Abend erschien ein Flugblatt des Aktionsausschusses, in welchem die Schwindelnachrichten des Garnisonkommandos gebührend gebrandmarkt wurden.

in: Volksblatt Halle , vom 31. März 1920
Beilage: „Vierzehn Tage ohne Zeitung. Ein Rückblick auf die Märztage in Halle. “
zitiert nach Der Kapp-Lüttwitz-Ludendorff-Putsch (2002 . S. 718f)