Forderungen der drei sozialistischen Parteien in Halle

Start » Novemberrevolution 1918/19 » Kapp-Putsch »

18. März 1920

Am Donnerstag, dem 18. März 1920, war es nun endgültig mit der Kapp-Lüttwitz-Herrschaft in Halle vorbei, wenn sich auch die losgelassene Soldateska noch eine Woche lang austobte. Zwar machte der Hochverräter Czettritz alle möglichen krampfhaften Anstrengungen, in Halle die ,,Stellung zu halten“, indem er besonders die Verbreitung von. Nachrichten aus dem Reiche gewaltsam unterdrückte. An den Straßenecken prangten in aller Frühe Plakate, in denen alle Hallischen Zeitungen, außer dem Regierungsorgan Kapps , der ,,Halleschen Zeitung“, und ihrer gefälligen Dirne, der Allgemeinen Zeitung, gegen diese unerhörte Presseknebelung protestierten.

Trotz dieser brutalen Gewaltmaßnahmen ist es uns gelungen, in einer Reihe von Flugblättern die Öffentlichkeit von der Wahrheit zu unterrichten, und so brach bald die Herrlichkeit des Hallischen Militärdiktators zusammen. Der Demokrat Dr. Schreiber wurde von der Regierung zum Zivilkommissar ernannt, und die drei sozialistischen Parteien und die Demokraten einigten sich auf folgende Forderungen:

  1. Rücktritt des Kommandeurs
  2. Einsetzung einer Militärkommission
  3. Umstellung der Einwohnerwehr und Entwaffnung der Zeitfreiwilligen
  4. Suspendierung der gesamten politischen Polizei
  5. Einsetzung eines sozialistischen Polizeidirektors
  6. Entfernung von Rive , Könnemann , Unger , Miethke , Thein , Schnorrbusch , Heimbürger und aller leitenden Beamten, die der Regierung Lüttwitz Dienste geleistet haben
  7. Freilassung aller politisch Inhaftierten

Femer wurde die Militärkommission gebildet ( Anmerkung: Die zur Durchführung dieser Forderungen gebildete Kommission setzte sich aus 3 Vertertern der  USPD, je einem der KPD und SPD sowie aus 3 Vertretern der bürgerlichen Koalitionsparteien zusammen und wurde deshalb auch „Achterkommission“ genannt. ) und der Befehl zur Bildung einer Einwohnerwehr auf wahrhaft republikanischer Grundlage gegeben. Anstatt daß am selben Tage die Zeitfreiwilligen entlassen wurden und die Polizei in Funktion trat, blieben die Soldaten in all ihren Stellungen, wodurch die Volksmasse sehr aufgereizt wurde.

In zehn von der USP für den Nachmittag einberufenen überfüllten Versammlungen wurde obigen Forderungen zugestimmt.

in: Volksblatt Halle , vom 31. März 1920
Beilage: „Vierzehn Tage ohne Zeitung. Ein Rückblick auf die Märztage in Halle. “
zitiert nach Der Kapp-Lüttwitz-Ludendorff-Putsch (2002 . S. 718f)