Lüttwitz an die Reichsregierung

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18. März 1920

Der Reichsregierung teile ich mit, daß ich mich nach Görisdorf bei Angermünde begeben habe. Ich habe mich zu diesem Schritt entschlossen, keineswegs aus Sorge um die Sicherheit meiner Person, sondern lediglich in der Absicht — angesichts der ungeheuer schweren bolschewistischen Gefahr –, jedes Hindernis für die Bildung einer Einheitsfront gegen den Bolschewismus aus dem Wege zu räumen, um der Truppe Gewissenskonflikte zu ersparen und die Gefahr einer Spaltung der Truppe zu beseitigen, die sich aus einer Bedrohung meiner Person ergeben könnte.

Ich bin unter der oben angegebenen Adresse jederzeit zu erreichen.

Nach seinen eigenen Angaben war Lüttwitz am 18. 3. mit falschem Ausweis auf den Namen „Geheimrat Knappe“ im Dienstauto, begleitet von Hauptmann Laeger , Adjutant beim Rw.Gr.Kdo. l, aus Berlin geflüchtet. Nach kurzem Aufenthalt in der Gegend von Angermünde wandte er sich über Berlin nach Schlesien und ging von dort aus für 1 Jahr nach Ungarn. (Vgl. Lüttwitz , Walther, Freih. v., Im Kampf gegen die Novemberrevolution , Berlin 1934, S. 133–135.)

Lüttwitz an die Reichsregierung Berlin, 18. März 1920. BundesA Koblenz, R 431, Nr. 2719 (nicht foliiert). Mitteilung. Unterzeichnet: v. Lüttwitz, General der Infanterie, eigenh., Ausf. —

Als am 23. März 1920 Seeckt dem geflüchteten Lüttwitz mitteilte, daß über ihn die Schutzhaft verhängt worden sei und ihn beschwor, „die ehrenwörtliche Versicherung“ zu geben, den jetzigen Aufenthaltsort nicht zu verlassen und „sich als in Haft befindlich“ zu betrachten (vgl. BundesA Koblenz, R 431, Nr. 2723, nicht foliiert), hatte Lüttwitz Görlsdorf bereits mit unbekanntem Ziel verlassen. (Vgl. BundesA Koblenz, R 431, Nr. 2723, nicht foliiert.) Nach einer Meldung vom April 1920 sollte sich Lüttwitz auf westpreußischen Gütern in der Gegend von Hammerstein aufhalten. (Vgl. DZA Potsdam, Reichsjustizmin., Nr. 5041/2, Bl. 21–22.)  —
in Arbeitereinheit rettet die Republik (1970)