Banken unterstützen Sturz der deutschen Regierung

Start » Novemberrevolution 1918/19 » Kapp-Putsch »

8. Januar 1920

In einem Brief der Mitteldeutschen Creditbank , Filiale Königsberg in Preussen schreibt der Bankdirektor Schultz an den Geheimrat Kapp über die Bereitschaft verschiedener Banken in Berlin , seine Bestrebungen zu unterstützen:

Sehr geehrter Herr Geheimrat!

Wunschgemäß gebe ich Ihnen nachstehend die dortigen Banken und Bankgeschäfte auf, bei denen ich gelegentlich meines dortigen Besuches vorgesprochen habe mit dem Ergebnis bezüglich Bereitwilligkeit für unsere Bestrebungen :

  1. Disconto-GeseIlschaft: Dr.v.Rintelen für Dr.Moser .
    Die Disconto-GeseIlschaft war ziemlich die einzige Bank, die sich verhältnismäßig zurückhaltend verhält.
  2. Berliner Handelsgesellschaft:
    Dr. Jeidels war geneigt, sprach der Handelsgesellschaft jedoch bei der Angelegenheit als Berliner Lokalbank sehr geringe Bedeutung zu.
  3. Dresdner Bank:
    Direktor Nathan sehr geneigt.
  4. Mendelsohn:
    Sekretariatsprokurist Stach, für seine Person ebenfalls geneigt.
  5. Commerz- und Discontobank:
    Direktor Harter ebenso wie bei der
  6. Deutschen Bank:
    Direktor Michalowsky außerordentlich geneigt.
  7. Nationalbank: Direktor Goldschmidt und
  8. Mitteldeutsche Creditbank:
    Direktor Reinhart , haben sich zustimmend geäußert.
  9. Bei BIeichröder:
    habe ich niemand sprechen können, mein schriftliches Ersuchen ist bis jetzt nicht beantwortet.
  10. Die Bank für Handel und Industrie:
    hat mir schriftlich mitgeteilt, daß sie einen größeren Betrag zur Verfügung gestellt haben.

Mit bester Empfehlung
Ihr sehr ergebener

Unterzeichnet: Erste Unterschrift unleserlich, Schultz , Bankdirektor, eigenh., Ausf.

Bei diesen ,,Bestrebungen“ handelt es sich offensichtlich um die Vorbereitung des Staatsstreichs. Außer den bisher vorliegenden Dokumenten geht das auch aus einem Brief hervor, den ein enger Vertrauter Kapps, Kaplan Engel , zum gleichen Zeitpunkt an Kapp richtete. (Vgl. DZA Merseburg, Rep. 92 Kapp, E 11 5, BL 91 v.)

Daß auch die Industriellen an Kontakten mit Kapp interessiert waren, geht aus einem Telegramm des Generaldirektors der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg ( MAN ) und mehrfachen Aufsichtsratsvorsitzenden, Geheimrat Rieppel , vom 23. August 1919 an Kapp hervor. Rieppel legte ,,größten Wert auf Aussprache über gesamte Lage und Stellungnahme der Industrie“. (Vgl. ebenda, E 112, Bl. 63.)

Mit Hugo Stinnes stand Kapp ebenfalls im Gedankenaustausch. Johannes Erger, Der Kapp-Lüttwitz-Putsch. Ein Beitrag zur deutschen Innenpolitik 1919/20, Düsseldorf 1967, S. 97, nennt außer der MAN die Schichauwerft, die Gutehoffnungshütte sowie Geheimrat Carl Duisberg und Hugo Stinnes als Geldgeber Kapps.

Königsberg i. Pr., 5. Januar 1920. DZA Merseburg, Rep.92 Kapp, E II 5, BI. 57–58. Brief. , zitiert nach Arbeitereinheit rettet die Republik