Trauerzug von 100.000 Menschen in München

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26. Februar 1919

Die Beisetzung des ermordeten Ministerpräsidenten und Revolutionärs Kurt Eisner (1867-1919) am 26. Februar 1919 auf dem Münchner Ostfriedhof war eine der größten Massenkundgebungen , die München je gesehen hat.

Da für den Trauerzug alleine wegen der großen Zahl von Abordnungen der organisierten Arbeiterbewegung mit einer Massenbeteiligung gerechnet werden musste, war als Ort der Aufstellung die Theresienwiese ausersehen worden. Die tatsächliche Zahl der Teilnehmer übertraf die Erwartungen aber wohl bei weitem. Es wird davon ausgegangen, dass an der Beisetzung annähernd 100.000 Menschen teilnahmen.

Neben den Delegationen der sozialistischen Parteien und der Gewerkschaften nahmen an dem Marsch durch München unter anderem der Chor des Nationaltheaters, Vertreter der Stadt, Abordnungen aller Münchner Regimenter, Vertreter der russischen Kriegsgefangenen sowie eine nicht bezifferbare Zahl unorganisierter Einzelpersonen teil. Zehntausende von Münchnern säumten die Straßen der Innenstadt. Selbst die bürgerliche Presse musste anerkennen, dass der Trauerzug nach der Zahl der Teilnehmer ohne Beispiel war.

An Stelle eines Grabsteins wurde über Eisners Beisetzungsstätte 1922 ein aus Kunststein gefertigtes Denkmal errichtet, das zugleich an die Toten der Revolution erinnerte. Schon kurz nach der „Machtergreifung“ beschloss der Münchner Stadtrat dessen Abbruch (Juni 1933). Kurt Eisners sterbliche Überreste wurden auf den neuen Friedhof der Israelitischen Kultusgemeinde umgebettet und neben der Urne Gustav Landauers beigesetzt. Es dauerte bis zum Jahr 1954, ehe das Denkmal in leicht modifizierter Form wieder errichtet werden konnte.

Bernhard Grau, Beisetzung Kurt Eisners, München, 26. Februar 1919,
in: Historisches Lexikon Bayerns (Stand: 13.10.2009)