Revolutionslexikon: Vier Jahre Politischer Mord

| 1922

Vier Jahre politischer Mord , von Emil Julius Gumbel , eine Broschüre, in denen der Autor der Justiz etwa 300 ungesühnte politische Morde – in der Regel von rechts – in den Jahren 1918-1920 nachweist, veröffentlicht 1922: „Die höchste zuständige Stelle, der Reichsjustizminister, hat meine Behauptungen mehrmals ausdrücklich bestätigt. Trotzdem ist nicht ein einziger Mörder bestraft worden“

Die vielzitierte Aufstellung der »Morde von Rechts« und der »Morde von Links« bei Niederschlagung der Revolution von 1918/1919 und in der frühen Weimarer Republik. Gumbels ebenso legendäres wie bestechend präzises Buch ist auch heute noch richtungweisend.

Emil Julius Gumbel (1891 – 1966) war radikaler Pazifist und ab 1930 außerordentlicher Professor für mathematische Statistik an der Universität Heidelberg. Schon im Sommer 1932 wurde ihm die Lehrberechtigung entzogen. Nach der Machtübernahme durch die Nazis ging er 1933 ins französische Exil. Nach einer abenteuerlichen Flucht entkam er 1940 ein zweites Mal den Nazis – nun in die USA. Dort machte er sich einen Namen als Spezialist für die statistische Vorhersage von Naturereignissen – etwa zur Berechnung von Deich- und Stauwehrhöhen. In den frühen sechziger Jahren registrierte er bei Gastvorlesungen in Deutschland mit Enttäuschung, dass er in der Bundesrepublik nur mehr als amerikanischer Statistiker gefragt, als deutscher Antifaschist und Pazifist hingegen vollkommen vergessen war.

„Durch Hunderte Mordanschläge und weitere Attentate stürzen die rechten Terroristen Deutschland während der ersten Jahre der Weimarer Republik in einen wahren Bürgerkrieg. Zu befürchten haben sie wenig. Selbst wenn sie häufig im Untergrund operieren müssen, werden sie von verlässlichen Komplizen in Armee und Innenministerien mit den nötigen Informationen versorgt“. (Die Zeit, Juli 2012)