Revolutionslexikon: Revolutionszeit 1918-1920 im Ruhrgebiet

| 1927

Severing zeigt sich in seinem Buch erstaunlich un- bzw. falsch informiert nicht: nur über wichtige Vorgänge und Abläufe (z. B. über die Eroberung des westlichen Ruhrgebiets durch die bewaffneten Arbeiter), sondern auch über die Zusammenhänge und Triebkräfte der revolutionären Bewegung.

Das veranlaßte Adolf Meinberg , ehemaliger Vorsitzender der KPD in Dortmund, 1922 aus der KPD ausgeschlossen, 1927 einen „Ant-Severing“ zu schreiben, eine Artikelserie über die Revolutionszeit 1918 – 1920 im Ruhrgeblet. Meinberg hatte Glück: das Essen – Dortmunder KPD-Blatt öffnete dem Ausgeschlossenen unter einer distanzierenden Vorbemerkung (,,Das Verhältnis der Kommunistischen Partei zur Person Meinbergs bleibt durch diese Mitarbeit unberührt“) seine Spalten. Meinberg benützt für seine Widerlegung Severings streckenweise das Buch von Colm . So ist er über die faktischen Abläufe ziemlich zuverlässig informiert. Seine eigentliche Leistung besteht in seiner Darstellung der Triebkräfte und der Organisation der revolutionären Bewegung, in seiner Analyse der gegnerischen Kräfte und in den politischen Schlüssen, die er zieht. So konnte nur ein Beteiligter schreiben, der das Geschehen mitgestaltete und beobachtete. –

Was die Wirkung dieser Publikation angeht, so ist zu beachten: sie wurde als Artikelserie in einer Tageszeitung veröffentlicht. Meinbergs Darlegungen konnten also nur einen flüchtigen Eindruck hinterlassen.

in Erhard Lucas : Märzrevolution im Ruhrgebiet , Band I.