90. Jahrestag Bremer Räterepublik

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8. Februar 2009

Bei den Gedenkveranstaltungen am 8. Februar 2009 zum 90. Jahrestag der Bremer Räterepublik gab es neben der Rede Hans Koschniks noch weitere Redebeiträge:

So erinnerte Willi Gerns  daran, dass es die Mehrheitssozialdemokraten unter Ebert und Noske gewesen waren, die sich gegen die Idee der Revolution zum Instrument der wirtschaftlich Herrschenden hatten machen lassen. „Sie ließen“, so Willi Gerns, „die von kaiserlichen Offizieren geführten Freikorps von der Kette. Unter ihren Kugeln und Gewehrkolben starben tausende Revolutionäre, darunter auch sozialdemokratische Arbeiter…

Gustav Noske, der bekanntlich von sich selbst gesagt hat: ‚Einer muss der Bluthund sein‘, trägt auch die volle  Verantwortung für die Niederschlagung der Bremer Räterepublik. Am 25. Januar 1919 befahl er der Division Gerstenberg, dem sich ein Freikorps aus bremischen Bürgersöhnen anschloss, den Angriff auf Bremen … Mit der Niederschlagung der Revolution und der Ermordung tausender Revolutionäre durch Freikorps, die zum Teil schon damals das Hakenkreuz am Stahlhelm trugen, wurde der Keim für die Zerschlagung der kaum geborenen Republik gelegt und der Boden bereitet, auf dem das deutsche Großkapital Hitler an die Macht bringen konnte.“

Heike Hey widmete ihre Rede ganz den Frauen während der Zeit der Revolution. Sie hätten ebenso wie die Männer demonstriert, agitiert und wären Kuriere für geheime Flugschriften gewesen. Nicht nur das. Es würde auch  berichtet, dass Frauen Waffen für sich gefordert hätten. Heike Hey zitierte Rosa Luxemburg:

„Die Proletarierin braucht politische Rechte, weil sie dieselbe wirtschaftliche Funktion in der Gesellschaft ausübt, ebenso für das Kapital rackert, ebenso den Staat erhält, ebenso vom ihm ausgesogen und niedergehalten wird, wie der männliche Proletarier. Sie hat dieselben Interessen und benötigt zu ihrer Verfechtung dieselben Waffen. Ihre politischen Forderungen wurzeln tief in dem gesellschaftlichen Abgrund, der die Klasse der Ausgebeuteten von der Klasse der Ausbeuter trennt, nicht im Gegensatz von Mann und Frau, sondern im Gegensatz von Kapital und Arbeit.“

Zum Abschluss sprach Oskar vom anvantiProjekt:
„Es ist 90 Jahre“, so begann er, „dass Menschen hier in Bremen beschlossen haben, den herrschenden Verhältnissen, mit dem Krieg, dem Hunger und den kapitalistischen Verhältnissen zu brechen und für eine andere bessere Gesellschaft auf die Straße zu gehen … Über Jahre hinweg wurde die kapitalistische Ordnung in Deutschland von einer Arbeiterklasse bedroht, die genug hatte von ihrer eigenen Ausbeutung und für eine gerechtere Produktionsweise kämpfte. Diesen Widerstand konnte das Groß­kapital erst im Bündnis mit Faschisten und der Anwendung skrupelloser Gewalt niederschlagen.“ Der Glaube an die Alternativlosigkeit und an die Möglichkeit einer anderen, solidarischen, Gesellschaftsordnung hätte sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr ausgebreitet. Nur die radikale Linke hätte es noch gewagt, den Sinn und den Zweck des Kapitalismus in Frage zu stellen. Nicht einmal an den Schulen würden Schülerinnen und Schüler noch etwas über die Räterepublik lernen, obwohl dieser doch eins auch heute noch zu verdanken wäre: die Freiheit vom Religionsunterricht. Angesichts der gegenwärtigen Finanzund
Wirtschaftskrise hätte sich aber schon viel geändert, wenigstens verbal. In den Feuilletons und den Talkrunden würde auf einmal wieder viel von der Krise, der Notwendigkeit der Veränderung und von Verstaatlichung und Vergesellschaftung die Rede sein.

Zusammenfassung von Sönke Hundt

in Der Bremer Antifaschist, März 3/2009, Zeitung der VVN Bremen